Der Eiffelturm: Ein Zeichen für Frauenrechte und Nerven wie Stahl
Jährlich pilgern Millionen von Menschen nach Paris, um ihre Herzen höherschlagen zu lassen. Jede Nacht bilden sich Scharen um den Eiffelturm, wenn er als Symbol der Liebe die Dunkelheit erleuchtet. Am 4. März mussten Frauen weltweit nicht nach Paris pilgern, damit ihre Herzen höherschlagen. Denn am 4. März 2024 erleuchtete der Eiffelturm mit den Worten „My Body My Choice“, und die Nachricht erreichte alle Ecken dieser Welt.
IN PARIS SCHLAGEN FRAUENHERZEN
Pünktlich zum Weltfrauentag 2024 nahm Frankreich das Recht auf Abtreibung in seine Verfassung auf – und das als erstes Land der Welt. 780 Parlamentarier:innen hatten für Ja gestimmt, 72 für Nein; lediglich eine Drei-Fünftel-Mehrheit hätte ausgereicht. „Wir senden eine Botschaft an alle Frauen: Ihr Körper gehört Ihnen und niemand kann für Sie entscheiden“, so Premierminister Gabriel Attal. Doch diese Entscheidung kam nicht vollkommen unangekündigt: Knapp ein Jahr zuvor hatte sich Frankreich kritisch gegenüber den USA geäußert, da diese im Sommer 2022 das bundesweite Recht auf Abtreibung umgestoßen hatten. Doch nicht nur in den USA müssen Frauen um den Zugang zu Abtreibungen bangen.
ZAGHAFT UND LEISE
Ein Herzschlag eines Fötus, so zaghaft und leise: In Ungarn müssen Schwangere seit 2022 vor dem Abbruch den Herzschlag eines Fötus hören, damit sie sich damit vertraut machen, dass der Embryo über Lebensfunktionen verfügt. In Polen sind Abtreibungen überhaupt nicht zugänglich, außer im Fall der Vergewaltigung, des Inzests oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Die letzten Entwicklungen zeigen: Auch in der EU müssen viele Frauen um ihr Recht auf eine Abtreibung zittern, da vielerorts der Fortschritt in Bezug auf Frauenrechte rückgängig gemacht wird. Und in Andorra, Malta und Monaco ist ein Abbruch der Schwangerschaft weiterhin so gut wie unter allen Umständen verboten.
VERSTECKTE SCHWÄCHE
Frankreichs Position ist nun klar, die neue Bestimmung lässt dies jedoch kaum spüren. Denn der Entwurf, der anordnet, dass Abtreibungen rechtlich garantiert werden sollten, hat es nicht in die Verfassung geschafft. Jene Fassung, die schlussendlich gewählt wurde, legt lediglich fest, dass das Recht regelt, unter welchen Konditionen Abtreibungen durchgeführt werden dürfen. Das Recht auf Abtreibung hat zwar Eingang in die Verfassung gefunden, eine klare Garantie lässt sich daraus aber nicht ableiten. Der Schutz, den der neue Artikel bietet, geht also nicht so weit, wie man erwarten würde.
KRITISCHE STIMMEN
Kritiker:innen wenden ein, dass der Artikel nur Eingang in die Verfassung gefunden hat, weil er Emmanuel Macron einen sicheren Wahlsieg verspricht. Obwohl an dieser Aussage etwas Wahres sein mag, spiegelt die Entwicklung den Willen des Volkes wider. Und das Volk, das noch so konservativ erscheinen mag, hat die Veränderung mehr als nur willkommen geheißen.
Andere sind der Meinung, dass die Abtreibung ein Thema ist, das in einer Verfassung nicht behandelt werden soll. Aber die Zeiten ändern sich: Verfassungen mögen starr sein, aber können sie dem Fluss der Zeit standhalten?
Frauenrechte sind nicht in Stein gemeißelt. Sie sind lediglich Schlösser aus Sand, und Frankreich hat dies erkannt. Das Land ist seit März 2024 der Fels in der Brandung für Frauen weltweit, denn im Chaos der heutigen Zeit dürfen ihre Rechte nicht untergehen. Bloße Versprechen reichen nicht, um sie über Wasser zu halten; es muss gehandelt werden. Frankreich hat gehandelt: Seit 2024 steht der Eiffelturm nicht nur für die Liebe, sondern als Zeichen für Frauenrechte und lässt Herzen weltweit in einem Rhythmus der Hoffnung schlagen.
Quellen/Weiterführende Links:
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/frankreich-abtreibung-verfassung-102.html
https://www.bbc.com/news/world-europe-68471568
https://verfassungsblog.de/enshrining-abortion-rights-in-the-french-constitution/