Großer Aufwand auf Kosten des Planeten
Wie manche vielleicht wissen, läuft momentan die Klimakonferenz in Dubai. Die COP 28, also das 28ste internationale Treffen zur Bekämpfung des Klimawandels. Und während ich es sehr gut finde, dass solche Veranstaltungen stattfinden, sollte man schon hinterfragen, was dort so passiert.
Zuerst einmal ist es ein Beispiel von gewaltiger Ironie, dass eine Klimakonferenz, wo es darum geht, Treibhausgas-Emissionen zu senken, damit wir nicht alle draufgehen, in einem extrem vom Öl abhängigen Staat stattfindet. So kommt immer noch ein Drittel der gesamten Staatseinnahmen der Emirate aus fossilen Energieträgern [1]. Wenn man also davon hört, wirkt es nicht so, als würde man Hoffnung für die Zukunft machen wollen. Es ähnelt eher einem gigantischen Witz auf Kosten unseres Planeten.
Aber gut, es ist ja nicht alles schlecht, die Politiker:innen werden ja trotzdem arbeiten können, egal ob die COP dort oder sonst wo stattfindet. Na ja, nun ist es jetzt so, dass über 100 Politiker:innen dafür gestimmt haben, einen neuen Präsidenten für die Konferenz zu wählen [2]. Warum? Weil sie nicht der Meinung sind, dass der Chef des nationalen Öl- und Gaskonzernes der Emirate die zentrale Figur des weltweiten Klimaschutzes sein sollte. So meinte zum Beispiel Manon Aubry, eine Abgeordnete des Europäischen Parlaments, dass sie nicht mit den Menschen über die Zukunft des Planeten sprechen könnte, die ihn kaputt gemacht haben. Und damit hat sie absolut recht. Letztes Jahr hat es auf der Klimakonferenz in Ägypten über 600 Öl-Lobbyist:innen gegeben [3]. Was diese auf solch einer Konferenz zu suchen haben und warum sie überhaupt reingelassen wurden, ist mir ein Rätsel. Und es wirkt wieder einfach so, als wäre das Ganze ein großer Witz auf Kosten unseres Planeten.
Dennoch muss man sagen, dass die internationale Politik vielleicht gar nichts dafür kann. Immerhin ist es den großen Konzernen irgendwie gelungen, einen unglaublich gewaltigen Einfluss zu erhalten. Es fühlt sich fast schon so an wie in einer Oligarchie, aber auf weltweiter Ebene. Und wenn irgendwer nicht nur redet, sondern effektiv etwas gegen deren Geldquellen macht, dann verschwindet wieder irgendwer, oder es werden wieder ein paar Millionen Euro herumgereicht. Oder man greift auf die alte Politiker:innentaktik zurück und bestreitet einfach alles. Das ganze System ist korrupt, ausnutzbar, voller Schlupflöcher und völlig außer Kontrolle. Doch genau jetzt ist dieser Faktor kritisch.
Wenn man jung ist und sich die Probleme ansieht, wirkt es hoffnungslos. Irgendwann hat man so viel davon gehört, dass es einem teilwiese schon fast egal ist, man stumpft ab. Man selber macht sich einen Riesendruck, doch dann sieht man, dass man alleine gar nichts machen kann. Jedoch ist genau dieser Gedanke so gefährlich für unsere Zukunft. Klar, von alleine passiert nichts, aber wenn man aufgibt, geschieht noch weniger. Aber man kann einen gigantischen Aufwand machen – solange einzelne Menschen Milliarden an Geldern horten und für sinnloses, irrelevantes Zeug rausschmeißen, wird sich kaum etwas bewegen. Und Konzerne denken sich etwas aus wie den globalen Fußabdruck: „Hey, jetzt kannst du als Einzelperson deinen mittelmäßigen Lebensstandard senken, damit wir weiter Geld machen können!“ Schon wieder denkt man sich, das alles ist doch ein frecher Witz auf Kosten unseres Planeten.
Heute wirkt das Pariser Klimaabkommen von 1,5 Grad so fern wie nur möglich. Und es wird nicht besser. Bis 2030 will man noch weitere 230 Milliarden Barrel Öl aus noch nicht angezapften Quellen erschließen [3]. Diese Menge entspricht so circa dem 30-fachen Treibhausgasbudget der EU pro Jahr. Man merkt schon ein bisschen, wie ernst das 1,5-Grad-Ziel genommen wird. China wurde noch in diesem Jahr ziemlich heftig von Überschwemmungen getroffen und lässt die Emissionen trotzdem noch steigen. Sie sind schon für knapp ein Drittel des gesamten weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich und auch wenn sie stark in den Schutz investieren, ziehen sie noch keine effektive Notbremse. Viel extremere Klimakatastrophen ereignen sich in Kenia und Somalia. So herrschte bis vor ein paar Wochen noch eine jahrelange verheerende Dürreperiode [4], bis das Wetter umschlug und die Länder überflutete. Nun sind über 90.000 Menschen allein in Kenia obdachlos und über hundert weitere Personen sind den Wassermengen erlegen [5].
All das müsste nicht sein, wenn man dieses Problem endlich mit beiden Händen anpacken würde, doch wir kämpfen immer noch mit einem Arm hinter dem Rücken und geblendet von unserem Stolz und unserer Gier. Als ob es uns etwas bringen würde, so weiterzumachen wie jetzt. Deutschland zum Beispiel setzt sich als Ziel, bis 2038 mit dem Kohleabbau aufzuhören [6]. Wie gut, dass wir nur mehr knapp über fünf-ein-halb Jahre Zeit haben, um das Pariser Klimaabkommen mit jetzigem Kurs noch einzuhalten [7]. Es passt noch besser zusammen mit dem Fakt, dass Deutschland allein für 2% der Emissionen verantwortlich ist. Das hört sich nicht nach viel an, hebt das Land aber trotzdem auf Platz 6 der weltweit höchsten Co2- Emittenten. Wenn man heute immer noch für Profit die Entwicklung von erneuerbaren Energien hinauszögert, dann hat man echt was falsch gemacht. Und damit ist Deutschland nicht alleine. Es ist „nur“ Platz 6 weltweit [8]. Man kann nicht ernsthaft glauben, dass die 5 Höchsten irgendwas besser machen.
Alle Länder sind schuld. Alle Menschen können etwas tun. Gemeinsam können wir als Spezies alles erreichen! Wir haben schon so viel erreicht, es wäre schade, wenn wir jetzt an etwas so Unnötigem wie dem Klimawandel scheitern. Wir reden, aber handeln nicht. Und das auf Kosten unseres Planeten.
Quellen:
[1]: https://www.nzz.ch/international/vereinigte-arabische-emirate-clever-und-ruchlos-gefuehrt-ld.1656585
[2]: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/emirate-gastgeber-weltklimakonferenz-100.html
[3]: https://orf.at/stories/3293196/
[4]: https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/kenia-und-tansania/duerre-in-kenia
[5]: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/kenia-ueberschwemmungen-flut-100.html
[6]: https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/klimaschutz/kohleausstieg-1664496
[7]: https://at.scientists4future.org/die-zeit-laeuft-uns-davon-die-co2-uhr/
[8]: https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/co2-ausstoss-der-laender/