Kenne deine Rechte

Generationen gestalten gemeinsam – die Kinderrechte damals und heute


Ganz im Zeichen der 7.Steirischen Kinderrechtewoche ging am Montag, dem 21. November die zweite Veranstaltung des Generationendialogs unter dem Motto „Generationen gestalten gemeinsam: Ein Blick in die Zukunft“ zum Thema Kinderrechte damals und heute über die Bühne. Der Diskussionsabend fand wie die erste Dialogveranstaltung im Mai im Grazer Volkskundemuseum statt.

Bei dieser von der Stabsstelle für Inklusion und Partizipation des Universalmuseums Joanneum und „Kenne deine Rechte“ organisierten Veranstaltung diskutierten, analysierten und tauschten sich junge Menschen der Jugendplattform „Kenne deine Rechte“ mit älteren Menschen des „offenen Museumskreises“ und der „Omas gegen Rechts“ aus. Der Diskurs an diesem Novembernachmittag stand ganz im Zeichen der Kinderrechte: So wurde über die gesellschaftliche Entwicklung und Zukunft der Kinderrechte diskutiert und der Frage nachgegangen, ob nun wirklich, wie so oft behauptet wird, „früher alles besser war“.

Digitalisierung, Klimaschutz, Erziehung und Feminismus im Kontext der Kinderrechte

Die kurzweilige, zwei Stunden dauernde Veranstaltung, die ausgehend von den Kinderrechten auch die Themen Digitalisierung, Klimaschutz und Erziehung miteinbezog, war geprägt von zahlreichen Anekdoten der älteren Generation, die dabei in Erinnerungen schwelgte. Auch Frauenrechte wurden in der Diskussionsrunde als untrennbar mit den Kinderrechten verbunden behandelt, da die Kinderrechte aus dem Prozess der Frauenbewegung entstanden sind. In Bezug auf die Stellung der Frau anno dazumal teilte unter anderem eine ältere Diskussionsteilnehmerin die Geschichte von ihrer Schwester, die eine sogenannte „Sommerfrische“ bei einer Bergbauernfamilie machte und dort zur Arbeit eingeteilt wurde. Sie musste auf einer steilen Wiese das Gras rechen. Als die Einheimischen bemerkten, dass sie damit Schwierigkeiten hatte, wurde sie mit den Worten „Du gehörst in die Küche“ aufgefordert, dort mitzuhelfen. So war es zu den damaligen Zeiten üblich, Mädchen keine körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten zuzumuten.

Erziehungsmethoden damals und heute

Es wurde auch eine breite Debatte zu autoritärer sowie antiautoritärer Erziehung geführt. Hierbei wurde die „schwarze Pädagogik“, also Erziehungsmethoden, die mit Strafen, Kontrolle, Gewalt, Demütigungen oder Einschüchterungen verbunden sind, thematisiert. Diese hatte die Absicht, Kinder und Jugendliche völlig den Erwachsenen unterzuordnen. Sie war Teil der nationalsozialistischen Ideologie und auch nach dem zweiten Weltkrieg weiterhin ein prägender Aspekt der Erziehung, wie aus Erzählungen der älteren Diskussionsteilnehmer: innen hervorging. So kennen die jüngeren Teilnehmer: innen zum Beispiel die „g’sunde Watschn“ als Teil der „schwarzen Pädagogik“ und Methode der Bestrafung nur mehr als „Notwatsche“, also als eine Erziehungsmethode, die Eltern aus Hilfslosigkeit verwenden. Die älteren Teilnehmer: innen hingegen haben des Öfteren solche Ohrfeigen zu spüren bekommen.

  • © Fritz Hadler

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Meinungsverschiedenheiten nicht unbedingt generationenbedingt

Es wurden aber auch die heutigen Erziehungsmethoden heftig diskutiert, vor allem in Bezug auf die Genderdebatte. So wurde zum Beispiel thematisiert, in welchem Alter beziehungsweise ob es überhaupt sinnvoll ist, ein Kind selbst entscheiden zu lassen, mit welchem Geschlecht es sich identifizieren möchte. Die freie Wahl des Geschlechts betreffend war es für die ältere Generation schwer, diese gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen. Einigen konnten sich die Generationen dahingehend, dass Kinder im jungen Alter eine gewisse Führung und Anleitung brauchen, um sich im Leben zurechtzufinden.  Ein sehr großes Thema der Diskussionsrunde war auch der Klimaschutz und die Klimaproteste, nicht zuletzt jene der Initiative „Letzte Generation“, und welchen Stellenwert diese für die Kinderrechte haben. Hierbei war für mich spannend festzustellen, dass es auch innerhalb meiner eigenen Generation unterschiedliche Positionen zu diesen Aktionen gab. Jedoch war unisono der Konsens, dass die Klimakrise die größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte ist. Eine Dame, welche die „Omas gegen Rechts“ vertrat, meinte sogar, dass die Klimademonstrationen „lebensnotwendig“ seien. Auch das Thema COVID-19 und die Frage, wer die Vergessenen der Coronakrise seien, beschäftigte die Teilnehmer: innen; die Digitalisierung und die damit einhergehenden Problemstellungen bei ihrer Umsetzung im Schulbetrieb sowie Schwierigkeiten der älteren Generation mit dieser, waren auch noch wichtige Punkte dieses Nachmittags.

Dialog gegen die gesellschaftliche Spaltung

Uns Teilnehmer: innen ist während dieser Veranstaltung gelungen, offen für andere Ansichten und Lebensrealitäten zu sein, und uns in die Lebensrealitäten der jeweils anderen Generation hineinzuversetzen. Dies fällt uns  in der heutigen Zeit aufgrund von „Filterblasen“ in sozialen Netzwerken, die uns in unseren Ansichten bestätigen, immer schwerer.

Es war auch spannend, dass Meinungsverschiedenheiten oft gar nicht generationenbedingt waren, sondern auch innerhalb der eigenen Generation auftraten. Jedoch konnte trotz unterschiedlicher Ansichten bei gewissen Themen auch oft ein Konsens zwischen den Generationen gefunden werden, welcher wiederum die vielen Gemeinsamkeiten widerspiegelte und die Notwendigkeit eines solchen Dialogs unterstrich. Gerade in diesen bewegten Zeiten, in denen die gesellschaftliche Spaltung wieder mehr zunimmt, ist es umso wichtiger, offen aufeinander zuzugehen, sich gegenseitig zuzuhören und gemeinsam Lösungen für drängende Probleme der Zukunft zu finden. Dazu hat diese Veranstaltung maßgeblich beigetragen.


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