Kenne deine Rechte

„Jugendliche, macht älteren Personen bitte einen Sitzplatz frei. Vielen Dank für euer Verständnis!“


„Nächste Haltestelle, Jakominiplatz. Umsteigen zu den Linien 4 und 5, sowie zu den Linien 7,…“ Das krachende Geräusch der Straßenbahnstufen will kein Ende nehmen.

Drängelnde, hektische Menschen wollen so schnell wie möglich einsteigen, andere versuchen noch, sich durch die Menschenmasse hinaus zu drängeln. Die Straßenbahn füllt sich in Sekundenschnelle. Während einige verzweifelt einen Sitzplatz ergattern wollen, beobachten andere, die schon zuvor eingestiegen sind, mit aller Ruhe das Geschehen. Die Türen schließen sich, die Bim fährt los. Das Losfahren bringt manche ins Wanken. Die Leute klammern sich genervt an den Stangen oder am Rand der Sitzplätze fest. >Nur nicht das Gleichgewicht verlieren<, denken sie sich. Die Menschen sind mit sich selbst beschäftigt. Sie schauen teilnahmslos aus dem Fenster, beobachten die vorbeifahrenden Autos, hören Musik oder starren einfach durch die Menschenmenge hindurch. Sie fixieren nicht zu lange eine Person, denn das gehört sich nicht. Die Bim bleibt stehen, die Leute stolpern, klammern sich fester, um nicht umzufallen. Die Türen öffnen sich wieder, ein paar steigen aus und die Anderen quetschen sich noch enger zusammen, um denjenigen, die einsteigen wollen, Platz zu verschaffen. Eine alte Frau steigt ein. Das Einsteigen fällt ihr sehr schwer. Sie hebt langsam ihren zweiten Fuß über die letzte Stufe, die Türen krachen wieder zu und die Straßenbahn fährt mit einem Ruck weiter. Die Frau stolpert, aber hält sich irgendwie fest. Erneut bricht Hektik aus. Hauptsache nicht umfallen…

Ein Mann dunklerer Hautfarbe sitzt direkt neben der Tür. Er erhebt sich, blickt die ältere Frau an und sagt laut und höflich: ,,Bitte, setzten Sie sich!“ Keine Antwort. Der Mann deutet erneut auf den Sitzplatz und bietet ihn der Frau geduldig an. Stille
. Nach einem weiteren Versuch gibt er auf und setzt sich wieder hin. Die Frau schüttelt verärgert den Kopf. Sie schaut an dem Mann vorbei, ignoriert ihn, als ob er nicht da wäre. Die Menschen rundherum sagen kein Wort. Stille. Plötzlich erhebt die alte Frau ihre Stimme und richtet sich an eine andere Frau: ,,Was DIE sich nur denken… Da setz ich mich wirklich nicht hin!“ Stille. Die Bim bleibt erneut stehen, der Mann steigt aus. Keiner sagt ein Wort
.

Anders? Nein danke!

Viele Leute empfinden einen mir unerklärlichen Hass gegenüber Menschen, die anders ausschauen, anders denken, bzw. an etwas anderes glauben als sie selbst. Wo bleibt die Nächstenliebe, oder zumindest die Akzeptanz „anderer“ Menschen in unserer Gesellschaft? Mir persönlich stellt sich oft die Frage, ob eine Welt ohne Vorurteile bzw. Klischees überhaupt möglich wäre. Wenn man es genau nimmt, hat eigentlich jeder Mensch Vorurteile gegenüber seinen Mitmenschen. Dennoch, Vorurteile müssen nicht immer negativ sein: ÖsterreicherInnen können gut Schifahren, SpanierInnen reden viel, FranzösInnen tragen immer die neueste Mode, NorwegerInnen sind karrierestrebend, aber TürkInnen und AfrikanerInnen sind diejenigen, die den Sozialstaat Österreich ausnutzen. Obwohl jede Person ein Individuum in unserer Gesellschaft darstellt, werden Menschen in Gruppen unterteilt und aufgrund ihres Aussehens, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer ethnischen Herkunft stigmatisiert und als minderwertig angesehen.

Abwehrhaltung gegenüber „AusländerInnen“

Durch diese Zuweisung tatsächlicher oder eingebildeter Eigenschaften zu bestimmten Gruppierungen, entsteht der vermutlich uns allen bekannte Alltagsrassismus. Es ist für uns keine unbekannte Situation, wenn ausländisch aussehende Personen auf der Straße einfach so „angemault“ werden. Begründungen wie „Feindreligion“ sollen dieses vollkommen gehässige und rassistische Verhalten rechtfertigen. „Hey du Neger, geh mir aus den Weg!“ „Die Scheiß-Türken, was wollen die überhaupt hier bei uns?“ sind Aussagen, die ich immer wieder höre. Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund haben ein sehr hohes Risiko, einfach so beschimpft bzw. auch Opfer von Gewalt zu werden. Jeder hat es schon einmal gehört und gesehen, dass Menschen im öffentlichen Raum rassistisch diskriminiert und beschimpft werden, sei es in der Straßenbahn, beim Einkaufen, auf der Straße oder sonst wo. Aber wer hat schon einmal interveniert? Da könnte man sich echt wünschen, dass es in Österreich mehr Menschen gäbe, die dann, wenn es wirklich darauf ankommt, Zivilcourage zeigen.

Was tun bei rassistischer Diskriminierung?

zur Antwort kommst du hier

Weiterführende Informationen und Links:

Rassismus Report 2010

Diskriminierung und Rassismus in Graz (Helping Hands), Youtube

Helping Hands Graz, Verein für integrative und antirassistische Projekte

Schau nicht weg! Ein Antirassismus-Spot, produziert von ETC Graz und Helping Hands Graz, Youtube

ZARA-Zeig‘ Zivilcourage, Youtube

TV-Beitrag für Zivilcourage und gegen Rassismus, Youtube

Handbuch zur Zivilcourage, Youtube

Zivilcourage im Alltag, Youtube

Begriffsdefinitionen (Rassismus, Diskriminierung, etc.)

Hintergrundinfos zu Diskriminierung: Menschenrechte verstehen. Handbuch zur Menschenrechtsbildung. ETC Graz.

Menschenrechtsbericht der Stadt Graz 2007 (Schwerpunktkapitel Rassismus, S. 69-76)

Informationen zum Thema finden Sie auch in der Bibliothek des ETC Graz

 


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